Im nordwestlichsten Zipfel Brandenburgs, am Rande der Elbtalaue bei Lenzen, liegt das Rambower Torfmoor. Das Naturschutzgebiet mit einer Fläche von 411 Hektar ist Bestandteil des Biosphärenreservats Flussandschaft Elbe Brandenburg. Neben einer wunderschönen Landschaft und einer Vielzahl unterschiedlichster Besonderheiten aus Flora und Fauna sind die offenen Wasserflächen des Gebiets vorrangig im Herbst ein Schlafplatz für rastende Kraniche und andere Wasservogelarten. Das Moor wird von einem 12 km langen Rundwanderweg umschlossen. Von einem speziell errichteten Aussichtsturm hat man einen direkten Blick auf das Gewässer, wo die Kraniche abends einfliegen und von dem aus sie morgens wieder aufbrechen. Im späteren Jahresverlauf gesellen sich auch große Zahlen an Staren, Gänsen und Singschwänen hinzu. Ein Besuch am frühen Morgen lässt den Besucher, egal bei welchem Wetter, immer eine besondere Atmosphäre erleben.
Nach etlichen Besuchen des Aussichtsturmes reifte der Wunsch, dichter am Geschehen, sprich am Schlafgewässer zu fotografieren. In Absprache mit der zuständigen Naturschutzbehörde hatte ich das große Glück, für dieses Vorhaben eine Genehmigung zu erhalten. Mittels eines speziell errichteten Verstecks konnte ich im Herbst 2013 die Kraniche aus nächster Nähe an ihrem Schlafplatz beobachten. Da Kraniche sehr störungsempfindlich sind, erforderte diese Unternehmen eine spezielle Vorgehensweise:
Das Versteck (ein eigens konstruiertes, schwimmendes Liegetarnzelt) musste tagsüber bezogen werden, bevor die Kraniche am späten Nachmittag das Gewässer aufsuchten. Ab dem Moment, wo die ersten Tiere einflogen, war ein Verlassen des Zeltes undenkbar. Diese Möglichkeit bestand also erst wieder am darauf folgenden Morgen, wenn sich auch der letzte Vogel wieder auf den Weg gemacht hatte. Somit begannen die Arbeitseinsätze vor Ort ab ca. 16:00 Uhr und endeten teilweise erst am nächsten Tag gegen 10:00 Uhr. Der Aufenthalt im „Hausboot“ war alles andere als bequem, aber die Eindrücke und Erlebnisse waren einzigartig und haben für alles entschädigt.
Der Situation und Arbeitsweise geschuldet, habe ich also im Versteck am Seeufer übernachtet, um abends und morgens die Kraniche zu fotografieren. Wenn man sowieso die gesamte Nacht vor Ort ist, zwingt es sich förmlich auf, auch in der Nacht Fotos zu machen. Mit Hilfe digitaler Kameras der neusten Generation, heutzutage keine vollkommen unlösbare Aufgabe mehr. Schlafende Kraniche in mondloser Nacht, mit mehreren Minuten Belichtungszeit, Bilder aus nebligen Vollmondnächten und der Moorsee unter dem Sternenhimmel sind die Ergebnisse dieser nächtlichen Experimente.